Mindful Leadership: Strategien und Tipps für Führungskräfte

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Mindfulness ist schon länger in aller Munde, Mindful Leadership zieht immer mehr nach. In unserem ersten Artikel dazu haben wir erklärt, worum es bei der Achtsamkeit grundsätzlich geht. Wir gehen mit unserer Mindful Leadership Reihe in die zweite Runde: Nehmen Sie hilfreiche Praxis-Tipps und Strategien zu mehr Achtsamkeit und Präsenz in der Führung mit.

Die Essenz von Mindful Leadership

Bei Mindful Leadership geht es darum, als Chef Achtsamkeit und Präsenz zu etablieren. Wie in jeder Achtsamkeitspraxis übt man sich darin, eine (wohlwollende) Instanz in sich zu entwickeln, die weder von inneren Gedanken und Gefühlen noch vom äußeren Geschehen abgelenkt wird. Die Entscheidung, im Hier und Jetzt zu bleiben, braucht Willenskraft und muss immer wieder aufs Neue getroffen werden.

Lese-Tipp: Wollen Sie mehr über Mindful Leadership wissen? Lesen in “Mindful Leadership: Achtsamkeit und wahre Präsenz in der Führung”, warum Präsenz in der Führung wichtiger denn je ist.

Tipps und Strategien zu mehr Präsenz

Wir haben einige Strategien, Tipps und Übungen für Sie zusammengetragen, die Ihnen zu mehr Präsenz verhelfen können. Als Grundlage empfehlen wir Ihnen, sich in Achtsamkeit zu üben und aufmerksamer Ihrer inneren Welt gegenüber zu werden. Meditation ist dafür sehr hilfreich. Geübte haben mehr Klarheit darüber, was gerade (in ihnen) passiert und können Gedanken und Gefühle leichter loslassen.

Übungs-Tipp: “Meditation für Anfänger: 7 Tipps für einen leichten Einstieg” erklärt, wie meditieren funktioniert und wozu es noch gut ist.

Abgrenzung ist das A und O

Eines der wichtigsten Werkzeuge ist das Lernen, sich von den eigenen Emotionen und Gedanken abzugrenzen. Das bedeutet, Gedanken und Gefühle sein lassen zu können – also nichts mit ihnen machen zu müssen und sie loszulassen, wie einen Heliumballon in den Himmel. Besonders als Chef ist das wichtig. Nicht nur, weil Ihre To-Do-Liste nie zu enden scheint. Als Führungskraft und Leader fungieren Sie auch als Ansprechperson für Ihre Mitarbeiter. Das bringt nicht nur mehr To-Do’s, sondern auch eine Menge an Emotionen mit sich. 

Einfach loslassen geht nicht, denken Sie? Und wie, sagen wir! Denn Sie können jederzeit entscheiden, wann und in welcher Form Sie sich mit welchen Gedanken und Gefühlen beschäftigen. Hier sind zwei Tipps dazu:

Übung: Das Loslass-Notizbuch

Häufig sind wir mit Gedanken beschäftigt, die in dem Moment eigentlich gar nicht wichtig sind.

Wenn Sie bestimmte Gedanken daran hindern gerade präsent zu sein, stellen Sie sich die Frage: “Wie wichtig von 1-10 ist es nun, diesen Gedanken (oder Problem) JETZT zu folgen?” Alles unter 8 kommt ins Loslass-Notizbuch. Alles darüber braucht nun wirklich Ihre Aufmerksamkeit.

Das Loslass-Notizbuch können Sie dann später im Gedanken-Raum zücken.

Beispiel aus der Führung: Sie sitzen in einer Fortbildung, doch Sie driften immer wieder ab. Denn Sie erwarten beim nächsten Team-Meeting eine sehr wichtige Berichterstattung von einem Ihrer Mitarbeiter. Sie haben ihn zwar gut gebrieft, doch in Gedanken verunsichern Sie sich. Haben Sie ihm wirklich alle Informationen gegeben? Arbeitet er wohl schon daran? Sie malen sich aus, was das für Konsequenzen hat, wenn er nicht abliefert. Sie stufen das Thema mit 3 ein, denn jetzt in der Fortbildung können Sie nichts ändern und es ist noch einige Zeit hin bis zum besagten Meeting. 

Übung: Der Gedanken-Raum

Dieser imaginäre Raum ist dafür da, auf alle aufgeschobenen Ideen und Gedanken einzugehen. Nehmen Sie sich dafür begrenzt Zeit, 1 Stunde zum Beispiel. Sie können nun auch Ihr Loslass-Notizbuch zur Hand nehmen. Fragen Sie sich: “Welche Gedanken fühlen sich nun wichtig an, um sie weiter zu verfolgen?“ und gehen Sie jenen nach.

Seien Sie strikt mit der Zeit. Denn meistens ist es so: Alles was in der Stunde keine Lösung gefunden hat, wird es zum jetzigen Zeitpunkt auch in der nächsten nicht finden. 

Beispiel aus der Führung: Bleiben wir beim letzten Beispiel. Nun, einige Tage später, kann es sein, dass sich das Thema erledigt hat. Denn Sie haben vielleicht gesehen, dass Ihr Mitarbeiter bereits fleißig am Bericht arbeitet. Das hat Sie beruhigt. Falls nicht, können Sie jetzt weiter nachdenken. Vielleicht kommen einige konstruktive Lösungsschritte aus dieser Stunde heraus, wie z.B. Sie bestärken sich in dem Gedanken, Ihrem Mitarbeiter die Aufgabe zuzutrauen und auf ein gutes Ergebnis zu vertrauen oder Sie beschließen, bei Ihrem Mitarbeiter kurz rückzufragen.

Emotionen – stilles Gewässer oder Minenfeld?

Bei Emotionen verhält es sich mit der Abgrenzung etwas anders. Das Grundprinzip ist wie bei den Gedanken das gleiche: Manche Gefühle sind genauso wie Gedanken stärker oder weniger stark geladen. Je nachdem, können diese leichter oder eben schwerer losgelassen werden. Bei Emotionen kann es aber gut sein, dass diese überhandnehmen und “mit uns durchgehen”. Was hilft?

Emotionsregulation
Lernen Sie Ihre Emotionen kennen und zu regulieren. Eine wirkungsvolle Strategie ist dabei zu lernen, sich über den Körper im Hier und Jetzt zu verankern. Aber auch sich Räume zu schaffen, in denen Sie mit Ihren Gefühlen in den Ausdruck gehen können. Das hilft den “Emotions-Tank” zu leeren und sich besser kennenzulernen. Coaching eignet sich gut dafür. Es kann aber auch z.B. ein Box-Kurs sein, in dem Sie aufgestauten Ärger rauslassen können. Auch Gesprächstherapie bietet einen professionellen Rahmen, um emotional aufzuräumen und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Lese-Tipp: Erfahren Sie wissenswertes über Emotionen in unseren Artikeln: “Emotionen: Schwimmflügel für den Flow-Zustand” und “Führungskräfte weinen nicht!? Emotionen zulassen.

Überforderung vermeiden
Je mehr Sie sich in der Überforderung befinden, desto intensiver und plötzlicher kommen Emotionen. Unser Tipp an dieser Stelle: Delegieren Sie sich frei!

Körper – der Ankerpunkt

Eine der effektivsten Strategien für mehr Präsenz ist, Ihre Konzentration im Hier und Jetzt zu verankern. Gut dafür eignet sich der Körper oder der Atem. Dabei müssen Sie nichts verändern, sondern einfach nur beobachten. 

Übung: Sinn-Test und Body-Scan

Wenn Sie sich nun dabei erwischen, dass Sie sich wieder in Gedanken verlieren oder Ihre Gefühle Sie überwältigen, spüren Sie in Ihren Körper hinein.

Dabei gibt es viel zu erforschen: Wo spüren Sie gerade Kontakt zum Boden oder zur Kleidung? Wie ist die Qualität Ihres Atems? Welche Temperaturen spüren Sie in den unterschiedlichen Körperregionen? Was sehen, riechen, hören, schmecken Sie?

Solch einen Sinn-Test oder Body-Scan können Sie jedes Mal machen, wenn Sie abdriften oder überwältigt sind. Diese holen Sie gut ins Hier und Jetzt.

Beispiel aus der Führung: Wir bleiben bei unserem Beispiel. Sie sitzen im besagten Team-Meeting. Als Ihr Mitarbeiter Ihnen mitteilt, dass er mit dem Bericht nicht fertig geworden ist, spüren Sie, wie Ihnen heiß wird und die Wut aufsteigt. Am liebsten würden Sie ihn anschreien. Stattdessen nehmen Sie einige tiefe Atemzüge, spüren wie die warme Luft Ihre Lungen füllt und konzentrieren sich auf die Bewegung Ihres Brustkorbes. Sie bitten Ihren Mitarbeiter nach dem Meeting zu Ihnen zu kommen. Während des fortlaufenden Meetings spüren Sie die Anspannung und Wut in Ihrem Körper (Achtsamkeit), widerstehen den verärgerten Gedanken (ab ins Loslass-Tagebuch damit) und versuchen, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Später können Sie bestenfalls beruhigt mit Ihrem Mitarbeiter konstruktiv ins Gespräch gehen.

Chef-Tipp: Sie können Achtsamkeit und Meditation auch im Team üben und etablieren. Entweder als Team-Event oder z.B. als Ritual zu Beginn von Team-Meetings. Das stärkt das Team-Klima auf vielen Ebenen.

Fazit: Es braucht Geduld und Willenskraft

Mehr Achtsamkeit und Präsenz passiert nicht von heute auf morgen. Es ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Präsenz und Achtsamkeit sind wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Geben Sie sich also Zeit und bleiben Sie dran!

Tipp: Business-Coaching für Lösung und Reflexion

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