Chefsache: „quiet quitting“ unter der Lupe

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Sie vermissen, dass Ihr Mitarbeiter bereit ist länger zu bleiben, sich freiwillig für Projekte zu melden oder extra Schichten zu übernehmen? Dann hat er vielleicht schon still gekündigt. Wir klären auf, welche Arten von “quiet quitting” es gibt und wie Sie als Chef darauf reagieren können.

Dienst nach Vorschrift

Bei “quiet quitting”, also der stillen Kündigung, ist der Mitarbeiter nur mehr bereit, den allernotwendigsten Arbeitsaufwand zu erbringen. Das klingt im ersten Moment noch nicht schlimm. Zieht sich die stille Kündigung jedoch über Wochen oder sogar Monate hinweg, bringt das viele Nachteile mit sich. Denn von einem “quiet quitter” können Sie kein besonderes Engagement oder starke Gebundenheit erwarten. Sie leisten bestenfalls nur noch “Dienst nach Vorschrift“

Lesen Sie im Artikel von Anika Dang im STANDARD Quiet Quitting“: Warum Dienst nach Vorschrift jetzt trendet nach, woher der Begriff kommt und was das Phänomen mit Generationsunterschieden zu tun hat.

Die 3 größten Nachteile, wenn Ihr Mitarbeiter ein „quiet quitter“ ist

  1. Die Teamdynamik leidet unter einem nicht emotional-gebundenen Teammitglied.
  2. Sie investieren Ressourcen in den Mitarbeiter – in der Annahme, dass sich diese über die Arbeitsjahre vielfach (im Sinne des Multiplikatoreffekts) bezahlt macht.
  3. Der Mitarbeiter wird in Zukunftsprojekte eingebunden. Teilweise ein enormer Arbeitsaufwand, der bei “quiet quitting” verpufft.  Und nicht nur in Projekten werden häufig extra Anstrengungen für die Zusammenarbeit mit Partnern und zur Erfüllung von Kundenbedürfnissen gebraucht.

Dringlichkeit macht den Typus

Es gibt zwei Arten von “Wechselwilligen”. Diese unterscheiden sich darin, wann der Mitarbeiter gedenkt, zu kündigen. Aber auch im Verhalten: Denn je dringlicher der Austritt für den Mitarbeiter ist, desto weniger wird er bereit sein zu leisten.

Der „Ausi-Hudler“

Der Mitarbeiter hat vor demnächst zu kündigen. Er wartet nur noch auf den richtigen Moment oder bis er einen besseren Job gefunden hat. Für ihn ist die Arbeit unaushaltbar, sodass er so schnell wie möglich raus möchte.

Der „Tolerante“

Der „Tolerante” ist der klassische “quiet quitter”. Bei dieser Art hat der Mitarbeiter innerlich entschieden, dass er nicht für immer im Job bleiben wird. In diesem Fall ist die Arbeit aushaltbar, aber nicht erfüllend. Er wird so lange bleiben, bis auch er seine Toleranzgrenze erreicht hat.

Unser Chef-Tipp bei „quiet quitting“

Wie können Sie nun reagieren, wenn Sie befürchten, Ihr Mitarbeiter sei ein “quiet quitter”?

Wir raten Ihnen, ein vertrauliches Gespräch zu suchen. Dabei ist es wichtig, Ihrem Mitarbeiter keine Vorwürfe zu machen. Bei Vorwürfen wird er sich verschließen. Zu Ihrem Nachteil, denn immerhin wollen Sie mit ihm etwas bearbeiten, vor dem er Angst hat, es auszusprechen. Berichten Sie stattdessen, was Sie beobachtet haben. Fragen Sie ihn auch, wie es ihm derzeit in der Arbeit geht. 

Bestenfalls ist Ihr Mitarbeiter ehrlich und spricht aus, dass er nicht (übermäßig) glücklich – nicht beflügelt – ist. Nun können Sie anbieten, gemeinsam einen Weg zu finden, den Job erfüllender zu gestalten. Haben Sie allerdings das Gefühl, der Mitarbeiter ist eher ein „Ausi-Hudler“, ist es vielleicht notwendig, gemeinsam über eine Freilassung zu sprechen, die beiden Seiten zugute kommt.

Fazit: Chef’s brauchen offene Augen

Als Chef müssen Sie Ihre Mitarbeiter beobachten, denn “quiet quitter” erkennt man am Verhalten. Suchen Sie das Gespräch und gestalten Sie den Prozess gemeinsam. Damit können Sie Ehrlichkeit gewährleisten und die gemeinsame Zeit bestmöglich gestalten.

Seminar-Tipp: Veränderungen aktiv begleiten

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