Hüte dich vor der dunklen Seite der Macht

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Macht und Autorität gehören zur Führung dazu. Wenn Macht allerdings missbraucht wird, dann wird’s hässlich in Organisationen. Denn dann steht nicht mehr das Wohlbefinden der Organisation an erster Stelle, sondern die persönlichen, narzisstischen Interessen einzelner Personen rücken in den Mittelpunkt.

Mikropolitische Spiele in Unternehmen

Ist der Arbeitsalltag von mikropolitischen Machtspielen geprägt – die sowohl das Angstniveau im Unternehmen erhöhen als auch die Arbeitsfähigkeit einschränken – dann ist an Arbeit nicht mehr zu denken.

Henry Mintzberg hat in seiner grundlegenden Studie über Macht in Organisationen (wir haben darüber bereits in unserem Beitrag zu Mikropolitischen Spielen in Organisationen berichtet) häufig auftretende Spiele ausgemacht.

Spiele zum Aufbau von Macht

Jene Spiele, die sich gezielt um die Erweiterung des Machteinflusses drehen, wollen wir näher betrachten:

I. Sponsor-Protégé-Spiel

Bei diesem Spiel hängt sich der Akteur (Protégé) an eine aufstrebende oder mächtige Person im Unternehmen (Sponsor). Als Gegenleistung, an dessen Machtgewinn teilzuhaben, zeigt der Protégé Loyalität gegenüber dem Sponsor.

Im Gegenzug dazu bringt der Sponsor seinen Schützling in günstige Positionen, die auch für ihn vorteilhaft sind und versorgt sie mit vertraulichen Informationen. So bilden sich bei diesem Spiel die bekannten „Seilschaften“.

II. Bündnisspiel

Dieses Spiel wird primär zwischen Gleichrangigen gespielt, die ein Netz von Beziehungen mit anderen knüpfen, die sich in strategisch wichtigen Positionen befinden. Dabei verfügen die Verbündeten über Ressourcen, wie z.B. wichtige Informationen oder Solidarität, und stellen diese auch bereit.

Es entstehen Interessensgruppen, Koalitionen, Allianzen, Lobbies oder Fraktionen.

III. Reichsgründungsspiel

In diesem Spiel sichern sich einzelne Personen (z.B. Linienmanager oder Experten in Stabshierarchien) eine breite Gefolgschaft, die in kritischen Situationen auch bereit sind, für die betreffende Person kämpfen. Ziel der Akteure ist es, den eigenen Einfluss zu sichern und auszuweiten.

Dieses Spiel löst Abschottungstendenzen aus und ist meist der Beginn einer Lagerbildung.

IV. Budgetspiel

Bei diesem Spiel geht es den Akteuren darum, die eigene Position auszubauen und mehr zu bekommen. Mehr Stellen, mehr Räume, mehr Ressourcen, mehr Geld.

Die Regeln sind klar definiert und streng: immer mehr fordern als man braucht; alles rational begründen; alle Mittel bis zum Jahresende auch aufbrauchen usw.

V. Expertisespiel

Durch dieses Spiel bildet sich der Akteur eine Machtbasis, indem er das eigene Expertentum übertrieben darstellt oder vortäuscht. Der Akteur etabliert sich als Experte, indem er Unentbehrlichkeit und Unersetzlichkeit behauptet oder demonstriert.

Fachwissen wird entweder günstig ausgespielt oder zurückgehalten. Nicht selten holt sich der Akteur externe Berater an Bord, die ihn mit Gutachten o.ä. in seiner Position stärken.

VI. Dominanzspiel

Bei diesem hässlichen Spiel spielt der Akteur seine Macht voll aus. Oder er lässt sie an anderen aus, um sie einzuschüchtern. Der Akteur zeigt ganz klar und offen, wer am längeren Ast sitzt und das Sagen hat.

Es werden diejenigen tyrannisiert und schikaniert, die dem Akteur ausgeliefert sind und sich nicht wehren können.

Literaturhinweise:
(1) Nerdinger, Friedemann et al. (2011): Arbeits- und Organisationspsychologie. Springer Verlag
(2) Neuberger, Oswald (1995): Mikropolitik. Der alltägliche Aufbau und Einsatz von Macht in Organisationen. Enke Verlag
(3) von Ameln, Falko et al. (2009): Organisationsberatung beobachtet – Hidden Agendas und Blinde Flecke. Springer Verlag

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