Mehr Führungserfolg durch positive Aggression

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Als Führungskraft ist man heutzutage dazu gefordert seine volle Kraft schnell und souverän auf den Tisch zu bringen – ganz nach dem Motto „if you hit the table, break it”. Doch woher kommt diese Kraft, was hat sie mit Aggression zu tun und wieso ist sie für Chefs so wichtig? Der ehemaliger Leistungssportler und unser Gast-Autor Chris Peherstorfer weiß, worauf es hier ankommt. Er beantwortet all diese Fragen und verrät weitere Tipps und Tricks.

Was Chefs von Spitzensportlern lernen können

Vor 20 Jahren bin ich vom Spitzensport in die Privatwirtschaft gewechselt und mir ist ein großer Unterschied aufgefallen: Im Spitzensport wirst du immer nach deiner Leistung in der Vergangenheit bewertet. Sponsoren hingegen interessiert es, wie du bei Weltmeisterschaften abschneidest.

Inder Privatwirtschaft kommt es sehr oft zu Situationen, in denen die zu erbringende Leistung in der Zukunft zählt. Denke nur zum Beispiel an jedes Vorstellungsgespräch. 20 Personen werden eingeladen und die Person, die sich am besten darstellen kann und die beste Zukunft verspricht, wird genommen. 

Und in erster Linie entscheidet in solchen Situationen statt deiner Leistung, deine Fähigkeit dich gut zu verkaufen. Diesen Zustand fand ich am Anfang sehr unfair. Bis ich verstand, dass du als Führungskraft nicht mehr der genaueste Mechaniker oder der beste Programmierer sein musst. Deine Aufgabe ist es primär Menschen an ein definiertes Ziel zu führen. Und dazu braucht es mehr als nur Verkaufstalent. Als Führungskraft musst du lernen deine Energie und Kraft in Umsetzungs- und Erfolgsstärke umzuwandeln – wie im Leistungssport!

Konfrontation statt Davonlaufen

In den letzten 5 Jahren treffe ich in meinen Seminaren immer wieder Führungskräfte, die augenscheinlich alles haben, was ein guter Chef braucht. Sie sind ehrgeizig, motiviert, zielstrebig und haben auch ein Einfühlungsvermögen für ihre Mitarbeiter. Sehr oft treffe ich Führungskräfte mit einer imposanten Erscheinung: große Männer mit einer tiefen Stimme. Aber im Inneren waren sie wie große Teddybären. Doch wer immer teamorientiert, kollegial und hilfsbereit agiert wird zwar als Kollege sehr geschätzt hat, aber in der Führungsposition ein sehr schweres Leben.

In meinen Workshops erlebe ich immer wieder, wie schwer es jungen Chefs fällt in Mitarbeitergesprächen kritische Einschätzungen einfließen zu lassen. Beziehungsweise wie lange sie aus Angst vor einer Konfrontation bei Missständen zusehen. Wohl wissend, dass das Ausmaß des Problems in den meisten Fällen zunimmt als das es verschwindet. 

Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.
~ Seneca

Noch besser als Seneca erklärte es mir mein Vater anhand eines kleinen Problems. „Schau, wenn das Radlager ausgeschlagen ist, beeinflusst das mit der Zeit alle Teile um das Radlager herum. Es ist schlecht für den Reifen, für die Aufhängung, setzt sich fort an der Achse und für dich wird es um so teurer, je länger du mit der Reparatur wartest.“

Positive Aggression als Antreiber

Um die Dinge in die Hand zu nehmen, braucht es Pfeffer! Oft fehlt es Führungskräften an positiver Aggression! Diese ist allerdings nicht zu verwechseln mit Gewalt. 

Übungstipp:
Nimm dir bitte fünf Minuten Zeit. Schalte dein Handy aus und überlege dir den Unterschied zwischen Aggression und Gewalt.

In unserer Wohlfühlgesellschaft hat das Wort Aggression eine sehr negative Einfärbung erhalten. Aggression wird oft mit Gewalt gleichgesetzt. Dabei sind es zwei unterschiedliche Dinge:

  • Gewalt ist die mutwillige körperliche oder geistige Verletzung von anderen Personen, Gegenständen oder sich selber. 
  • Aggression kommt vom lateinischen aggressio vom Deponens aggredi: sich zubewegen auf etwas oder jemanden, heranschreiten, sich nähern, angreifen.

Aggression ist also die Energie, die ich benötige, um Dinge in Angriff zu nehmen. Das ist die Energie, die mir nach einem beruflichen Niederschlag wieder schnell auf die Beine hilft oder es ermöglicht, dass ich mein berufliches Interesse wahre.

Wie verwandelt man nun Gefühle in konstruktive Energie?

Damit Sie negative Gefühle in eine positive Energie umwandeln können, haben wir folgende Übung für Sie:

Übung: Negative Gefühle in positive Energie umwandeln

Jeder Mensch hat gewisse Mängel und Schwächen. Wenn wir dort angegriffen werden, fällt es uns besonders schwer uns zu verteidigen. Wir fallen in eine gewisse Schockstarre. Mit dieser Übung kannst du deine Schlagfertigkeit im positiven Sinne trainieren.

Spiele deinen eigenen Advocatus Diaboli (lat. „Anwalt des Teufels“): Stell dir vor, was dein unangenehmster Kollege in einer schwierigen Situation zu dir sagen könnte. 

  • „Du hast zu wenig Erfahrung….“
  • „Du hast zu wenig Durchsetzungsvermögen…“
  • „Dir fehlen die notwendigen Kompetenzen…“

Danach überlegst du dir die passende Antwort dazu, die eine Stärke von dir beschreibt.

Zum Beispiel
Wenn dir in einem Vorstellungsgespräch gewisse Eigenschaften fehlen, dann bestätige dein Gegenüber und führe sie danach auf eine Kompetenz von dir zurück: „Ja ich verfüge über diese Kompetenz noch nicht, aber in meiner Vergangenheit habe ich mehrfach bewiesen, dass ich mir das notwendige Wissen aufgrund meines starken Willens in kürzester Zeit aneigne.“ 

Denk daran: Es gibt immer eine passende Antwort! Und ähnlich wie beim Boxen gilt es die Antworten im Trockentraining zu üben damit du sie im Ernstfall auch einsetzen kannst. 

Fazit
Geh die Dinge an, schiebe sie nicht auf! Warte nicht auf morgen, dass es besser wird – denn im Zweifelsfall wird es eher schlechter. Und wenn dir das notwendige Wissen oder die notwendige Energie fehlt, dann kontaktiere uns einfach für ein Seminar oder ein Einzelcoaching – gerne auch firmen-intern als Inhouse-Training.

Über den Autor:
Ing. Christian Peherstorfer ist Corporate Trainer und Coach in Wien. Auf kreative Weise verbindet er seine langjährigen Erfahrungen als Hochbau-Ingenieur, aus dem Leistungssport und der Psychologie, um Unternehmen und Mitarbeiter für alternative Sichtweisen und Lösungsansätze zu begeistern. In seinen Seminaren bietet er den Teilnehmern die Gelegenheit sich in neuen Rollen zu erleben und neue Erfahrungen zu generieren.

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