Endlich Führungskraft: Tor zum Himmel oder Pandoras Büchse?

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Die Freude ist groß, wenn die lang-ersehnte Führungsposition erreicht ist. Dabei ist es in diesem Moment unbedeutend, ob man direkt von der Uni kommt oder befördert worden ist. Man ist endlich im Paradies angekommen. Von nun an kann man selber sagen, wo’s lang geht. Doch das „Chef-Sein“ hat auch seine Schattenseiten.

Sonnenschein

Am ersten Tag als Führungskraft fühlt man sich allen Herausforderungen gewachsen. Schließlich ist man ja auf die neue Aufgabe vorbereitet. Man hat sich Gedanken darüber gemacht, wie man seinen überantworteten Bereich zukünftig gestalten möchte.

Endlich kann man seine zahlreichen Ideen umsetzen. Der neue Vorgesetzte ist begeistert von den innovativen Konzepten, die man bereits im Kopf hat. Der feste Händedruck, begleitet von einem motivierenden „Viel Erfolg“, spornt noch mehr an.

Der Himmel wird grau

Doch häufig nimmt die Entwicklung der ersten Führungsverantwortung einen Verlauf, der jenseits von dem ist, was man sich erwartet hat. Schon wieder kommt alles anders, als man denkt:

„Zu Beginn läuft alles so, wie du es dir erträumt hast: Eigene Entscheidungen werden getroffen, Aufgaben an Mitarbeiter delegiert und Unternehmensstrategien entwickelt. In zahlreichen Gesprächen bekommst du ein Gefühl dafür, wo in der Organisation vielleicht auch mal der Schuh drückt. Ein Konzept folgt dem anderen. Das erste Projekt ist noch nicht einmal begonnen, folgt auch schon der Auftrag für das nächste. Blauer Himmel. Strahlender Sonnenschein. Herrlich! Endlich kannst du zeigen, was in dir steckt.

Nach einiger Zeit ziehen kleine Wolken auf. Die Mitarbeiter erklären dir, warum etwas so nicht geht. Außerdem haben sie das immer schon so gemacht. Schon klar, dass du das nicht wissen kannst, weil du bist ja noch nicht so lange hier. Außerdem ist das nicht so einfach, weil das Unternehmen anders ist als andere. Es sei speziell, heißt es.

Auf die ersten Schleierwolken folgen weitere. Du freust dich auf das erste Arbeitsgespräch mit einem Management-Kollegen. Euphorisch präsentierst du deinen Bereich und die neuen Gestaltungsansätze, die du dir ausführlich überlegt hast. Doch der andere Manager erklärt dir, wo ER in der Vergangenheit überall mitgewirkt hat und macht dir klar, dass er sich das sicher nicht wegnehmen lässt. Und plötzlich bist du irritiert: Was ist das jetzt? Wo soll man diese Reaktion einordnen?

Die Wolken werden immer dichter und plötzlich fängt es zu regnen an. Der Vorgesetzte bittet dich zu sich und erklärt, dass das so nicht geht. Nachdem du ja neu in der Position ist, wird dir kurzer Hand gesagt, wie du was zu tun hat. Bumm! Vom Blitz getroffen.

Was um Himmels Willen ist da schief gelaufen? Wann hat der Himmel begonnen, sich zu verfinstern?“

Was tun, wenn das Wetter umschlägt?

Junge Führungskräfte lernen bald, dass im Chef-Leben nicht immer die Sonne scheint. Der eine früher, der andere später. Wenn sich angehende Chefs jetzt fragen, was sie für einen reibungsloseren Verlauf tun können, kann ich aus Erfahrung sagen: „Einiges.“

Verhindern kann man die Schattenseiten im Führungs-Job allerdings nicht. Es ist aus meiner Sicht illusorisch zu glauben, dass man Konflikte, Widerstände und Ablehnung vermeiden kann. So vielfältig wie Menschen sind, können deren Reaktionen auch ausfallen. Und schließlich hat man es als Führungskraft immer mit Menschen zu tun. Denn: „Business of Business is people.“ hat schon Herb Kelleher von Soutwest Airlines treffend gesagt (Video-Aufzeichnung auf YouTube).

Wir können nicht vorhersehen, wie andere auf uns, unsere Ideen und unser Verhalten reagieren. Genauso wenig, wie wir das Wetter vorhersehen können. Wir können uns aber auf neue Wetterbedingungen vorbereiten und uns danach richten. Wenn Wind aufkommt, können wir eine Windjacke anziehen. Wenn es regnet, können wir einen Schirm nehmen. Oder einen anderen Regenschutz. Je nach Geschmack.

Gleiches gilt für Wetterkapriolen in der neuen Führungsrolle. Je nach Ereignis entscheiden wir uns für einen entsprechenden Umgang. Es kommt also nicht darauf an, was passiert. Entscheidender ist, wie wir damit umgehen. Und darin können wir uns entwickeln.

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