Chef-Tipp: Wertschätzung als Führungs-Instrument

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Viele Mitarbeiter kommen wegen dem Unternehmen und verlassen es wegen dem Chef. Meist weil der alles andere als wertschätzend war. Doch was macht einen wertschätzenden Umgang im Unternehmen aus? Und was kann die Führungskraft tun, um (wieder) mehr Respekt und Wertschätzung in den Führungsalltag zu bringen?

Unsere moderne Arbeitswelt ist zunehmend von Phänomenen wie Dynamisierung, Spezialisierung, Digitalisierung und Virtualisierung (sogar von ganzen Teams) gekennzeichnet. Dabei wird der Faktor Mensch zu oft in den Hintergrund gedrängt und vernachlässigt.

Deutlich abgenommen hat in vielen Unternehmen auch das Maß an Respekt und Wertschätzung, das den Mitarbeitern entgegengebracht wird. Mit durchaus fatalen Folgen: denn Mitarbeiter, denen es an Wertschätzung mangelt, sind weniger motiviert, weniger loyal und weniger leistungsfähig.

Wertschätzung ist gesund – für Mitarbeiter und Unternehmen

Jeder, der in Führungsverantwortung ist, sollte sich die Bedeutung der Wertschätzung für andere bewusst machen. Denn die von den Mitarbeitern erlebte Wertschätzung und das betriebliche Wohlergehen hängen direkt miteinander zusammen (nachzulesen bei Ergo-Online).

Ein wertgeschätzter Mitarbeiter ist nachweislich zufriedener und gesünder! Dahinter steht ein grundlegender biologischer Prozess: die vermehrte Ausschüttung spezieller Hormone im Falle von positiven Situationen bzw. Erlebnissen. Zu diesen Hormonen zählen u.a.

  • Endorphin für gesteigertes Wohlbefinden,
  • Dopamin für verbesserte Konzentration,
  • Oxytocin für gestärkte soziale Beziehungen und
  • Adrenalin für mehr Leistungskraft.

Das Wohlergehen des einzelnen Mitarbeiters wiederum hat direkten Einfluss auf das Team – und in weiterer Folge auf das gesamte Unternehmen. Denn zufriedene und gesunde Mitarbeiter sind motivierter und kommunikativer, belastbarer und resilienter und fühlen sich dem Unternehmen stärker verbunden.

Die Vorteile für das Unternehmen liegen auf der Hand:

  • Besseres Arbeitsklima
  • Erhöhte Produktivität
  • Geringere Fehlzeiten
  • Höhere Loyalität

Abseits von Lobhudelei

Wertschätzung ist ganz grundsätzlich die positive Achtung eines anderen Menschen. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch in seiner Gesamtheit (als „Wesen“) und nicht primär seine Taten oder Leistungen. Voraussetzung für Wertschätzung ist somit ein Bewusstsein bzw. eine innere Haltung, die von einem positiven Menschenbild ausgeht.

Für Führungskräfte bedeutet das, dass sie dem einzelnen Mitarbeiter mit Aufmerksamkeit und Interesse – aber vor allem – mit Vertrauen begegnen sollen.

Häufig erfolgt die Umsetzung in Unternehmen allerdings „unglücklich“: Denn echte Wertschätzung heißt nicht, planmäßig den Mitarbeitern – meist zu gewissen Anlässen (wie Weihnachtsfeier, Jubiläum oder Beförderung) – Honig ums Maul zu schmieren.

Wertschätzung muss ehrlich, individuell und zeitnah erfolgen, sonst wirkt sie wie „falsches Lob“ und damit kontraproduktiv.

Interessant ist auch, dass es einen zirkulären Zusammenhang zwischen Wertschätzung und Selbstwert gibt: Zum einen vergrößert Wertschätzung durch andere das eigene Selbstwertgefühl. Zum anderen haben Menschen mit hohem Selbstwert auch öfter eine wertschätzende Haltung anderen Personen gegenüber – die ihrerseits wieder öfter von anderen Personen wertgeschätzt werden. Diese Erkenntnis sollte man sich doch auch in der eigenen Führungsarbeit zunutze machen 😉

Was tun, wenn die Wertschätzung fehlt

Als Führungskraft sollte man sich eines bewusst sein: Fehlende Anerkennung wirkt sich immer negativ auf Mitarbeiter-Zufriedenheit, Motivation, Loyalität und Leistung aus. Im ungünstigsten Fall (wenn es nicht rechtzeitig erkannt wird) führt das zu weiteren Eskalationen bei den Mitarbeitern, wie z.B.

  • Opportunismus, Einzelkämpfertum
  • Widerstands-, Konfliktzunahme
  • Innere und/oder äußere Kündigung
  • Mobbing und/oder Bossing

Spätestens dann ist es höchste Zeit, das eigene Führungsverhalten zu überdenken – und zu verändern. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte jeder Chef früh ein Gespür für einen authentischen, wertschätzenden Umgang mit den einzelnen Mitarbeitern entwickeln.

Denn Wertschätzung ist immer etwas Individuelles – z.B. bedeutet Anerkennung für jeden Mitarbeiter etwas anderes. Die Führungskraft muss also herausfinden, ob und welche Formen der Wertschätzung bei den eigenen Mitarbeitern „ankommt“.

Außerdem lassen sich weitere Daten zur Mitarbeiter-Zufriedenheit auch aus anderen (z.T. standardisierten) Instrumenten gewinnen, sofern diese bereits im Unternehmen eingesetzt werden. Hier sind im speziellen Mitarbeiter-Befragungen, Mitarbeiter-Gespräche, Feedback an die Führungskräfte, Krankenstands-Statistiken zu nennen.

Beispiele, wie Sie als Chef Wertschätzung zeigen können

  • Grundsätzliche positive Haltung und Einstellung (Blickkontakt, Sitzposition, Wortwahl, Lächeln, …)
  • Ausreichend Zeitbudget, das ich für das Gegenüber reserviert habe
  • Aktive Vorbereitung, Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Commitments
  • Positive Gesprächskultur (Dialog vor Monolog, aktives Zuhören)
  • Unterstützende Gesten (Händedruck, Klatschen, Anfeuern, …)
  • Aktiv Dank und Lob aussprechen (ggf. auch in Anwesenheit von Dritten)
  • Kompromissbereitschaft zeigen
  • Gratifikationen vergeben (für außerordentliche Leistungen oder Engagement)
  • Glückwünsche aussprechen (für Zielerreichung, aber auch bei persönlichen Stationen wie Hochzeit etc.)
  • Kleine Überraschungen/Incentives bereiten
  • Ebenen der Kommunikation beachten (siehe dazu das „4-Ohren-Modell“ von Friedemann Schulz von Thun)
  • Als Führungskraft authentisch bleiben – Emotionalität ist erlaubt
  • Personalentwicklung ernst nehmen
  • Vertrauen auf die Kompetenz und Eigenverantwortung der Mitarbeiter

Fazit

Wertschätzung, Achtung und Anerkennung sind wichtige Bestandteile und „Schmiermittel“ unseres Zusammenlebens und Zusammenarbeitens.

Vom Mitarbeiter erlebte Wertschätzung fördert dessen Gesundheit, den Selbstwert sowie Motivation und Leistungsfähigkeit – und das kommt wiederum dem Chef und dem ganzen Unternehmen zugute.

Wichtig ist dabei, dass Führungskräfte ihre Anerkennung und Wertschätzung ehrlich und individuell gegenüber dem Mitarbeiter ausdrücken – und zwar aktiv und wiederholt.

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